Bei diesem Bauwerk handelt es sich mit einer Gesamtlänge von 13,36 Kilometern um den drittlängsten Eisenbahntunnel Österreichs. Im Dezember 2012 wurde dieser nach acht Jahren Bauzeit in Betrieb genommen und ist Bestandteil der Hochleistungsbahnstrecke der neuen Westbahn. 240 Züge täglich verkehren auf diesem Streckenabschnitt mit bis zu 230km/h. Das Ostportal des Tunnels liegt unterirdisch, nämlich in der Weichenhalle in Wien Hadersdorf-Weidlingau. Das Westportal liegt zwischen Klein-Staasdorf und Chorherrn im Tullnerfeld in Niederösterreich.

Der Niederösterreichische Tunnelabschnitt besteht aus zwei Röhren, die jeweils eingleisig ausgeführt sind. Dieser erstreckt sich über eine Länge von 11,28 Kilometer. Ein Teil davon liegt im Bezirk Tulln, ein anderer im Bezirk St. Pölten. Im Bundesland Wien vereinigen sich die beiden Röhren zu einer Röhre, welche mit zwei Gleisen ausgestattet ist.

Auf der Westbahnstrecke gilt das Rechtsfahrgebot. Das südlich gelegene Gleis 7 führt somit in Richtung Wien und das nördlich situierte Gleis 9 in Richtung St. Pölten.



Die Sicherheitseinrichtungen

Im Bauwerk befindet sich alle 500 Meter ein Notausstieg. Im niederösterreichischen Abschnitt handelt es sich hierbei um 22 Querschläge, welche die beiden Röhren miteinander verbinden. Diese Querschläge sind mit entsprechenden Brandschutztüren, Überdruckbelüftungseinrichtungen und Beleuchtungskörpern ausgestattet. Ebenso befinden sich dort Technikräume der Tunnelanlage. Diese sind mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet. Im Abschnitt Wien stehen vier Notausgänge zur Verfügung, die ins Freie führen. Beim Notausstieg 32 müssen 63 Höhenmeter überwunden werden, beim Notausstieg 30 sind es nur noch 7 Meter.
Über die gesamte Strecke des Tunnels ist ein Handlauf mit integrierter LED-Beleuchtung verbaut. Die Beleuchtung kann vom Notfallkoordinator der ÖBB mittels Fernsteuerung in Betrieb genommen. Ebenso sind im Bauwerk alle 100 Meter grün beleuchtete Taster installiert, die eine manuelle Einschaltung zulassen. Weiter sind alle 200 Meter Notruffernsprecher zu finden.


(Quelle: Mag. (FH) Karin Schlachter)


Alle 125 Meter befinden sich Elektranten und Hydranten. Bei den Elektroversorgungsstationen können 400V und 230V abgenommen werden. Leitungsschutzschalter und Fehlerstromschutzschalter sind ebenso dort angeordnet. Das Löschwasser im Tunnelabschnitt Niederösterreich kann von einer DN 125 Zuleitung mit einer Leistung von 1200 Liter pro Minute entnommen werden. Nach Öffnen eines Hauptventils können von 2 B-Anschlüssen, welche jeweils mit einer abnehmbaren C-Reduzierung bestückt sind, Wasser entnommen werden. Ein Hochbehälter bevorratet 122 Kubikmeter Löschwasser und versorgt damit die permanent zirkulierende Leitung. Im Abschnitt von Wien sind die Löschleitungen trocken ausgeführt. Im Bedarfsfall werden sie im Bereich der Notausstiege gespeist. Die beiden Löschleitungen können im Bedarfsfall an der Landesgrenze miteinander verbunden werden.

Der gesamte Wienerwaldtunnel ist mit Fahrzeugen befahrbar. Im zweiröhrigen Teil sind in jedem Gleisbereich vier Wendenischen zu finden. Nach einfachem manuellen Abbau der Handläufe stehen 11 Meter Radius zum Wenden zur Verfügung. Diese Nischen können somit auch mit Autobussen befahren werden.  
Die Brandrauchentlüftung fördert 320 Kubikmeter Luft pro Minute über eine 210 Meter lange vertikale Kaverne ins Freie. Dieser Notfallentlüftungsschacht befindet sich kurz vor dem Übergang vom zweiröhrigen zum einröhrigen Abschnitt.

Am Portal Chorherrn ist ein ca. 1500 Quadratmeter großer Rettungsplatz angelegt. Dieser ist mit einem Infostand, zwei Hydranten, einer Portalplatzbeleuchtung und einem Auffangbecken für 100 Kubikmeter Tunnelwasser bzw. austretende Schadstoffe ausgestattet. Im Infostand sind das Feuerwehrbedienfeld der Brandmeldeanlage (Technikgebäude), eine Windrichtungsanzeige, Schlüsselkästen, zwei Bedieneinheiten der Oberleitungssignalisierung-Anlage (OLSIG) sowie ein Elektroverteiler untergebracht. Am Portal selbst wird im Einsatzfall die Einsatzleitung, der Atemschutzsammelplatz, ein Logistikbereich und ein Triageplatz des Rettungsdienstes eingerichtet.

 

Das Feuerwehr-Einsatzkonzept

Die Anforderung der Feuerwehr erfolgt durch den Notfallkoordinator der ÖBB im Sinne des innerbetrieblichen Notfallmanagements. Dieser verständigt entsprechend des betreffenden Streckenkilometers die zuständige Feuerwehrnotrufstelle. Dies sind entweder die Landeswarnzentrale NÖ bzw. Bezirksalarmzentrale Tulln, die Abschnittsalarmzentrale Purkersdorf oder die Nachrichtenzentrale der Berufsfeuerwehr Wien.

 

Der Wienerwaldtunnel besitzt im Einsatzfall drei Portale. Diese sind der Rettungsplatz bei Chorherrn für die Einsatzkräfte aus dem Bezirk Tulln, die Notausstiege im Bereich Wien für die Blaulichtorganisationen aus Wien und das Portal Hadersdorf-Weidlingau für die Einheiten aus dem Feuerwehrabschnitt Purkersdorf. Im Einsatzfall werden immer alle drei Portale besetzt. Die Gesamtfeuerwehreinsatzleitung des Wienerwaldtunnels obliegt immer dem Portal im Tullnerfeld und somit dem Bezirksfeuerwehrkommando Tulln. Die Einfahrt mit Feuerwehrfahrzeugen ist nur von den Portalen im Tullnerfeld und in Hadersdorf möglich. Entsprechend wurden seitens der ÖBB jeweils ein Rüstlöschfahrzeug-Tunnel bei den Feuerwehren Ollern und Purkersdorf, jeweils ein Versorgungsfahrzeug bei den Feuerwehren Judenau und Steinbach sowie jeweils ein Atemluftfahrzeug bei den Feuerwehren Purkersdorf und St. Andrä-Wördern stationiert. Im Alarmplan des Bezirkes Tulln sind noch weitere Rüstlöschfahrzeuge-Tunnel und Versorgungsfahrzeuge vom Stationierungskonzept der Tunnelkette Tullnerfeld berücksichtigt.

 

Die Alarmpläne des Bezirksfeuerwehrkommandos Tulln und des Abschnittfeuerwehrkommandos Purkersdorf berücksichtigen nicht den Einsatz gesamter Feuerwehren, sondern nur spezifischer Fahrzeuge von mitwirkenden Feuerwehren, die dann in ihren Feuerwehrhäusern mit den nicht ausgerückten Mitgliedern die Einsatzreserven bilden. Die Herausforderung besteht darin, die anfängliche Chaosphase abzufedern und den großen Kräfte- und Gerätebedarf für den Tunneleinsatz bereitzustellen. Um dieses Szenario zu beherrschen wurde ein Einsatzplan samt Kommunikationsplan erstellt. Zusätzlich haben die eingeteilten Einheiten spezifische Einsatzchecklisten erhalten. Großer Wert wird auf eine starke Führungsstruktur am Portalplatz im Tullnerfeld gelegt. Wichtig ist es hier auch Melder einzusetzen um den Funkweg zu entlasten. Die Führungsstruktur besteht bei Brand- und technischen Einsätzen aus vier Kommandofahrzeugen und wird bei einem Schadstoffszenario mit einem weiteren verstärkt. Das Kommandofahrzeug "Einsatzleitung Wienerwaldtunnel“, für die Kommunikation mit den anderen Portalen zuständig, unterstützt den Feuerwehreinsatzleiter bei der Dokumentation des Einsatzes und ist Schnittstelle zu anderen Einsatzorganisationen, den ÖBB und der Behörde. Drei weitere Kommandofahrzeuge widmen sich den Einsatzabschnitten Tunneleinsatz, Atemschutz und Logistik. Alle Einheiten, die in den Tunneleinsatz gehen, werden dem Kommando Einsatz übergeben und müssen auf die entsprechende Sprechgruppe wechseln. Im Tunnel selbst übernimmt der Gruppenkommandant der Tunnelvorauseinheit des RLFA-T Ollern die Tunneleinsatzabschnittsleitung und leitet so den Einsatz beim Schadensereignis vor Ort. Dieser fordert nach seiner Bestätigung der vorhandenen Sicherheit in der gesunden Röhre, in die immer zur Erkundung eingefahren wird, weitere Kräfte an.

 

Eine weitere Führungseinheit übernimmt die Aufgabe der Tunnelzutrittskoordination. Hier werden alle Fahrzeuge und deren mitfahrenden Personen namentlich erfasst und beim Ausfahren aus dem Tunnel das Verlassen dieser wieder registriert und die Vollzähligkeit geprüft. Zusätzlich übernimmt eine Feuerwehr die Regelung der Zufahrt auf den Portalplatz. Nur Fahrzeuge mit entsprechender Berechtigung dürfen auf den Rettungsplatz einfahren. Alle alarmierten Einheiten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes haben auf der Bahnbegleitstraße ihren Bereitstellungsraum. Diese Landesstraße wird im Einsatzfall gesperrt und ein Einbahnsystem, das durch Kräfte der Feuerwehr und Polizei geregelt wird, sorgt für eine geordnete Zu- und Abfahrt.

 

 

Bevor Kräfte überhaupt in den Tunnel vorrücken können, muss der Feuerwehreinsatzleiter gemeinsam mit dem ÖBB Notfallkoordinator bzw., wenn bereits eingetroffen, mit dem ÖBB Einsatzleiter den sicheren Einsatzbereich herstellen. Die Strecke muss freigefahren, der Strom abgeschaltet, die automatische Erdung erfolgt, die Sichterdung angebracht und der Einsatzbereich mittels Ausklapptafeln im Gleisbereich gekennzeichnet sein. Erst dann öffnet sich ein elektronisch gesicherter Schlüsseltresor, der den Schlüssel zum Öffnen des Schrankes für die Zufahrt auf den Gleisbereich beinhaltet. Der Prozess nimmt etwas Zeit in Anspruch, ist aber wichtig, um die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten. Durch die Installation der OLSIG und den damit verbundenen Umstand, dass der Feuerwehreinsatzleiter einen Sicherheitsschlüssel der Anlage beim Abarbeiten der Checkliste abzieht, ist ein Wiedereinschalten der Stromanlage technisch unmöglich. Ein solches OLSIG Bedienfeld befindet sich auch beim Portal Hadersdorf-Weidlingau. Die Kommunikation zwischen den beiden Portalen ist somit als sehr wichtig anzusehen.

 

Die Tunnel-Sicherheitsübungen

Bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme des Wienerwaldtunnels wurden Übungen unter Beteiligung von Feuerwehr, ÖBB, Rettungsdienst, Polizei und Behörde bundesländerübergreifend abgehalten. Von kleinen Übungen steigerte man sich zur Großübung. Die Erkenntnisse wurden immer wieder gemeinsam eingearbeitet und so ein effektives und effizientes Einsatzkonzept geschaffen. Im Jahresturnus üben die Kommandoeinheiten im Rahmen einer Stabsübung. Im November 2016 fand nach vier Jahren wieder eine Sicherheitsübung mit 170 Einsatzkräften im Wienerwaldtunnel selbst statt. Die Übung hat aufgezeigt, dass durch die über die Jahre aufrechterhaltene Kooperation zwischen allen beteiligten Organisationen ein wichtiger und wertvoller Beitrag zur Tunnelsicherheit geleistet werden kann.

Link zum Video – Sicherheitsübungen im Wienerwaldtunnel:
http://www.feuerwehr-ollern.at/ffvideos